

Der Blasennebel (engl. Bubble Nebula), auch bekannt als NGC 7635, ist ein faszinierendes Beispiel für eine H-II-Region, die sich in einem Bereich des Weltraums befindet, in dem intensive Sternentstehung und Gas- und Staubinteraktionen stattfinden. Der Nebel ist besonders bekannt für seine markante Blasenstruktur, die durch den Wind eines massereichen Sterns erzeugt wird. Hier sind detaillierte Informationen über den Blasennebel:
1. Allgemeine Beschreibung
- Katalognummer: NGC 7635
- Sternbild: Kassiopeia
- Entfernung: Ca. 7.100 – 11.000 Lichtjahre
- Durchmesser: Etwa 10 Lichtjahre
- Typ: H-II-Region (Gebiet mit ionisiertem Wasserstoff), Reflexionsnebel und planetarischer Nebel in einem.
- Entdecker: Der Nebel wurde erstmals von William Herschel 1787 entdeckt und später von anderen Astronomen katalogisiert.
2. Entstehung der Blase
Die markante Blasenform des Nebels ist das Resultat eines starken Sternwinds des massereichen Sterns HD 182093, der sich im Zentrum der Blase befindet. Hier sind die Mechanismen, die die charakteristische Blasenstruktur hervorbringen:
- Sternwind: Der zentrale Stern ist ein massereicher, heißer O-Stern (etwa 40-mal massereicher als die Sonne). Dieser Stern erzeugt einen extrem starken Sternwind, der mit einer Geschwindigkeit von etwa 2 Millionen km/h das umgebende Gas herausbläst.
- Kollisionswellen: Der starke Wind trifft auf das umgebende, dichte Gas und erzeugt eine Blase. Das Gas wird dabei ionisiert und erwärmt. Dadurch entsteht der sichtbare Glanz des Nebels. An den Rändern der Blase ist die Ionisierung weniger stark, und dort bildet sich ein Ring aus kühlerem, neutralem Gas, das sichtbar bleibt.
Die Blase selbst hat einen Durchmesser von etwa 10.000 Lichtjahren und besteht aus ionisiertem Wasserstoff (H-II), das durch die intensiven UV-Strahlen des zentralen O-Sterns zum Leuchten angeregt wird.
3. Zentrale Stern HD 182093
Der zentrale Stern, HD 182093, ist ein massereicher O-Stern, der eine Temperatur von etwa 40.000 Kelvin hat – mehr als doppelt so heiß wie die Sonne. Aufgrund seiner enormen Masse und Helligkeit strahlt er intensiv ultraviolette Strahlung ab, die das umgebende Gas ionisiert.
- Leben des Sterns: Ein massereicher Stern wie HD 182093 hat eine relativ kurze Lebensdauer, die auf nur etwa 2-3 Millionen Jahre geschätzt wird. Am Ende seines Lebens wird der Stern wahrscheinlich zu einer Supernova explodieren, was zu einer weiteren Veränderung der Struktur des Nebels führen könnte.
4. Struktur und Erscheinungsbild
- Blasenform: Die charakteristische Blasenstruktur des Blasennebels hat einen Durchmesser von etwa 7.000 Lichtjahren. Diese Blase ist jedoch nicht perfekt rund, sondern weist kleinere Ausbuchtungen und unregelmäßige Ränder auf, was sie noch faszinierender macht.
- Gasverteilung: Innerhalb der Blase befindet sich ein sehr niedriger Gasdruck, während die äußeren Bereiche des Nebels dichter sind und noch nicht vollständig ionisiert sind. Die Schockwellen des Sternwinds dringen tief in das Gas ein und erhitzen es, wodurch es leuchtet.
- Staubregionen: In den Außenbereichen der Blase sind dichte Staubwolken vorhanden, die das Licht der ionisierten Gase blockieren und so dunkle, strukturelle Linien im Nebel erzeugen.
Diese Staubregionen sind oft die Orte, an denen neue Sterne entstehen. Die Staub- und Gaswolken bieten das Material, aus dem sich neue Sterne und Planeten bilden können.
5. Sternentstehung
- Der Blasennebel ist nicht nur ein faszinierendes Beispiel für einen Blasenbildung durch den Wind eines massereichen Sterns, sondern er ist auch eine Region der aktiven Sternentstehung. In den äußeren Bereichen des Nebels, insbesondere in den dichten Gas- und Staubwolken, sind neue Sterne in verschiedenen Entwicklungsstadien zu finden.
- Es wird angenommen, dass der Nebel in der Vergangenheit mehrere Supernovae erlebt hat, die das Gas weiter komprimiert und die Sternentstehung im Nebel angeregt haben. Die dort entstehenden jungen Sterne sind verantwortlich für die Ionisation des Gasnebels.
6. Beobachtungen und Entdeckungen
- Der Blasennebel ist ein beliebtes Ziel für Teleskope, vor allem wegen seiner auffälligen Struktur und der interessanten physikalischen Prozesse, die ihn prägen. Auf Bildern des Hubble-Weltraumteleskops und anderen Observatorien erscheinen die Blasenränder in leuchtenden Farben, da die verschiedenen Gase unterschiedlich stark ionisiert sind.
- Auf Hubble-Aufnahmen sind besonders die Wellenstrukturen des Windes und die dichten Staubwolken gut sichtbar. Der Nebel ist in den Bereichen des sichtbaren Lichts und des infraroten Lichts besonders auffällig.
7. Bedeutung für die Astronomie
Der Blasennebel ist ein wichtiger Forschungsgegenstand, weil er Astronomen hilft, die Interaktionen zwischen massereichen Sternen und dem umgebenden interstellaren Medium besser zu verstehen. Insbesondere hilft er, die Prozesse der Sternentstehung in einer Region zu untersuchen, die von einem massiven Sternwind dominiert wird.
Die Entstehung von Blasen durch die Sternwinde massereicher Sterne ist auch ein häufiges Phänomen in H-II-Regionen und hilft uns, den Zyklus der Sternentstehung und das Verhalten von massereichen Sternen in galaktischen Nebeln zu erfassen.
8. Zukunft des Blasennebels
Der Blasennebel ist noch in einem sehr dynamischen Zustand. Der zentrale Stern, HD 182093, wird seine Lebensdauer von nur etwa 2 bis 3 Millionen Jahren bald beenden, wahrscheinlich in einer gewaltigen Supernova-Explosion. Diese Explosion wird die Struktur des Nebels weiter verändern und könnte auch dazu führen, dass Teile des Gases in den interstellaren Raum entweichen.
Der Nebel wird sich weiter ausdehnen und möglicherweise zerfallen, wenn der Sternwind nicht mehr die gleiche Stärke hat, nachdem der zentrale Stern sein Ende erreicht hat.
9. Faszination des Blasennebels
Der Blasennebel bleibt eines der interessantesten Objekte des Messier-Katalogs und ein wertvolles Forschungsobjekt für Astronomen. Seine Mischung aus Sternentstehung, Sternwinden, gasdynamischen Prozessen und der Ausbreitung von Supernovae ist ein Fenster in die komplexen Mechanismen der galaktischen Evolution.
Zusammengefasst ist der Blasennebel ein spektakulärer Nebel, der nicht nur wegen seiner markanten Blasenform, sondern auch aufgrund seiner einzigartigen Sternentstehungsprozesse und der Wechselwirkungen zwischen Sternenwind und interstellarer Materie für Astronomen von großer Bedeutung ist.
Aufnahmedetails:
Aufnahmedatum: 18./19.08.2018
Teleskop: TSQ-65ED 65mm f/6,5 Quadruplet Apo
Montierung: iOptron ZEQ25 GT
Kamera: Canon EOS 60 Da
Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors: ISO 5000
Belichtungszeit: 53 Einzelbilder mit je 120 Sek. (Gesamtbelichtung: 106 Min.)