Der Pferdekopfnebel (engl. Horsehead Nebula) ist eines der bekanntesten und ikonischsten Objekte der Astronomie, gelegen im Sternbild Orion. Bei diesem Himmelskörper handelt es sich nicht um einen leuchtenden Nebel, sondern um eine Dunkelwolke aus dichtem interstellarem Gas und Staub, die das Licht dahinterliegender Sterne blockiert. Diese Dunkelwolke trägt die wissenschaftliche Bezeichnung Barnard 33 (B 33), benannt nach dem Astronomen Edward Barnard.
Die charakteristische und namensgebende Silhouette, die an einen Pferdekopf erinnert, entsteht nur durch den Kontrast zum Hintergrund. Der Pferdekopfnebel liegt nämlich direkt vor dem hellrot leuchtenden Emissionsnebel IC 434. IC 434 wird zum Leuchten angeregt durch die intensive ultraviolette Strahlung des nahegelegenen, extrem heißen Sterns Alnitak (ζ Orionis), dem linken Gürtelstern des Orion. Alnitak ist Teil des berühmten Oriongürtels, wodurch der Pferdekopfnebel leicht zu lokalisieren ist.
Die Dunkelwolke ist eine kalte Region, in der sich molekularer Wasserstoff, Staub und andere Gase ansammeln. Die Temperatur im Kern des Nebels kann bis zu eisige 15 Kelvin betragen. Der Nebel ist etwa 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat eine Ausdehnung von ungefähr 3 Lichtjahren. Trotz seiner Dunkelheit ist der Pferdekopfnebel ein aktives Sternentstehungsgebiet, in dessen dichtesten Regionen neue Sterne geboren werden.
Die auffällige Form des Pferdekopfes ist das Ergebnis von Photoevaporation. Die starke UV-Strahlung von Alnitak erodiert und ionisiert das Material von IC 434 und der Dunkelwolke. Dieses aggressive Licht und die Sternwinde „fressen“ sich in die Wolke hinein und formen dabei die markante Säule, während der dichte Kopf dem Erosionsprozess vorerst widersteht. An den Rändern des Nebels, wo die Strahlung auf das kalte Material trifft, bildet sich eine scharfe Übergangszone aus neutralen Atomen. Diese Zone ist für Astronomen von großem Interesse, da hier die Wechselwirkung von Strahlung und interstellarer Materie untersucht werden kann.
Der Pferdekopfnebel wurde bereits 1888 von der Astronomin Williamina Fleming auf einer Fotoplatte des Harvard-College-Observatoriums entdeckt und identifiziert. Für die visuelle Beobachtung ist B 33 aufgrund seiner geringen Flächenhelligkeit und der dichten Dunkelheit ein sehr schwieriges Objekt. Jedoch können Astrofotografen ihn mithilfe langer Belichtungszeiten und spezieller Schmalbandfilter (wie H-Alpha) eindrucksvoll abbilden. Neuere Aufnahmen von Weltraumteleskopen wie Hubble und dem James-Webb-Teleskop (JWST) enthüllen die komplexen Feinstrukturen der Wolke in beispielloser Detailgenauigkeit, insbesondere im Infrarotbereich. Wissenschaftler schätzen, dass die Gasbewegung im Nebel dazu führen wird, dass er seine bekannte Form in einigen tausend Jahren verlieren wird.
Pferdekopfnebel (Barnard 33) – Kenndaten
| Eigenschaft | Detail | Anmerkungen |
| Alternative Bezeichnungen | Barnard 33 (B 33) | Im Katalog von Edward Barnard über Dunkelnebel. |
| Typ | Dunkelnebel (B 33) vor Emissionsnebel (IC 434) | B 33 ist eine kalte Gas- und Staubwolke, die das Licht des dahinter liegenden, rötlich leuchtenden IC 434 blockiert. |
| Sternbild | Orion (Ori) | Liegt im Gürtel des Orions, südlich des Sterns Alnitak (ζ Orionis). |
| Entfernung | ca. 1.500 Lichtjahre (ly) | Teil des größeren Orion-Molekülwolkenkomplexes, einem riesigen Sternentstehungsgebiet. |
| Scheinbare Helligkeit | ca. +6,8 bis +11 mag | Sehr lichtschwach (geringe Flächenhelligkeit), weshalb er visuell extrem schwer zu beobachten ist und meist nur auf Langzeitbelichtungen sichtbar wird. |
| Scheinbare Größe | ca. 6′×4′ (Bogenminuten) | Die markante „Pferdekopf“-Struktur ist vergleichsweise klein. |
| Physikalische Größe | ca. 3 bis 3,5 Lichtjahre in der Breite | Die tatsächliche Ausdehnung der Dunkelwolke. |
| Masse | ca. 27 Sonnenmassen | Die Wolke ist sehr kalt (ca. 15 bis 100 Kelvin) und dicht genug für die Sternentstehung. |
| Hintergrundnebel (IC 434)-Quelle | σ Orionis (σ Ori) | UV-Strahlung des nahen Mehrfachsternsystems (σ Ori) regt das Gas des Hintergrundnebels IC 434 zum Leuchten an. |
| Entdeckung | Williamina Fleming | 1888 auf einer Fotoplatte des Harvard-Observatoriums. |
Aufnahmedetails:
Aufnahmedatum: 26.02.2016
Objektiv: Canon EF 4-5,6/ 75-300 mm III EOSTelezoom
Montierung: iOptron SkyTracker
Kamera: Canon EOS 60 Da
Lichtempfindlichkeit: ISO 1600
Belichtungszeit: 20 Einzelbilder mit je 180 Sek. (Gesamtbelichtung: 60 Min.)
