Der Mondkrater Tycho ist einer der markantesten und bekanntesten Krater auf der Mondvorderseite und liegt im südlichen Hochland. Mit einem Durchmesser von etwa 85 Kilometern und einer Tiefe von rund 4,8 Kilometern besitzt Tycho steile Wände und einen zentralen Berg, der sich mehrere Kilometer über den Kraterboden erhebt. Er entstand vor rund 108 Millionen Jahren durch den Einschlag eines relativ großen Meteoriten und gilt als vergleichsweise jung. Besonders auffällig ist das ausgedehnte Strahlensystem, das sich hunderte Kilometer über die Mondoberfläche erstreckt und Tycho selbst aus großer Entfernung sichtbar macht. Diese Strahlen bestehen aus ejectiertem Material, das beim Einschlag herausgeschleudert wurde und die umliegende Landschaft prägt. Tycho ist vor allem bei Vollmond eindrucksvoll zu beobachten, da die Strahlen durch die helle Beleuchtung besonders kontrastreich erscheinen. Der Krater dient Wissenschaftlern als Referenz für die Altersbestimmung anderer Mondstrukturen. Für Amateurastronomen ist Tycho eines der faszinierendsten Objekte, da er trotz seiner Größe leicht mit kleinen Teleskopen identifiziert werden kann.
Mondkrater Tycho – Überblick
Name: Tycho
Lage: Südliche Mondhalbkugel (Mondkoordinaten: 43,3° S, 11,2° W)
Typ: Einschlagkrater (junger komplexer Krater)
Durchmesser: ca. 85 Kilometer
Tiefe: etwa 4.700 Meter
Alter: ca. 108 Millionen Jahre
Benannt nach: Tycho Brahe (1546–1601), dänischer Astronom und Himmelsbeobachter
Besondere Merkmale
1. Strahlenkranz (Ray-System)
- Tycho ist berühmt für sein strahlenförmiges Auswurfmuster, das besonders bei Vollmond gut sichtbar ist.
- Die hellen „Strahlen“ bestehen aus ejecta (herausgeschleudertes Material) und erstrecken sich über 1.500 Kilometer.
- Sie zeigen, dass der Krater relativ jung ist – mit der Zeit würden diese Strahlen durch Mikrometeoriten verwittern und verblassen.
2. Zentralberg
- Im Zentrum befindet sich ein etwa 2 Kilometer hoher Zentralberg.
- Er entstand durch den elastischen Rückstoß des Mondgesteins nach dem Einschlag – ähnlich einem Tropfen, der ins Wasser fällt.
3. Kraterwälle & Terrassen
- Tycho hat mehrere abgestufte Innenränder („Terrassen“), die typisch für große komplexe Einschlagkrater sind.
- Der äußere Rand ist relativ scharf und gut erhalten, ein Hinweis auf das junge Alter.
Erkundung und wissenschaftliche Bedeutung
Geologischer Kontext
- Tycho liegt im hochländischen Terrain des Mondes, also in einem geologisch alten Gebiet.
- Das durch den Einschlag aufgeworfene Material ermöglichte die Untersuchung tiefer liegender Mondschichten.
Probenanalyse durch Apollo-Missionen
- Apollo 17 (1972) sammelte Gesteinsproben aus dem Strahlensystem von Tycho, obwohl die Mission über 2.000 km vom Krater entfernt landete.
- Isotopenanalysen bestätigten das junge Alter von Tycho (ca. 108 Mio. Jahre).
Moderne Erkundung
- Die Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO)-Mission der NASA hat hochauflösende Bilder von Tycho geliefert, einschließlich detaillierter Karten des Zentralbergs und der Kraterwände.
- Tycho wurde als möglicher Landeplatz für zukünftige Robotermissionen oder gar bemannte Missionen diskutiert, da er geologisch sehr aufschlussreich ist.
Wissenschaftliche Bedeutung
- Einblicke in große Einschläge: Tycho ist ein klassisches Beispiel für die Entstehung komplexer Einschlagkrater.
- Kalibrierung des Mondalters: Durch die Datierung von Auswurfmaterial kann die Altersbestimmung anderer Mondregionen verbessert werden.
- Planetologische Relevanz: Die Untersuchung von Tycho hilft auch beim Verständnis von Einschlagprozessen auf anderen Himmelskörpern (Mars, Merkur etc.).
Sichtbarkeit von der Erde
- Tycho ist besonders gut bei Vollmond sichtbar – er erscheint als kleiner, heller Punkt mit „Sonnenstrahlen“.
- Mit einem Fernglas oder kleinen Teleskop erkennt man den Krater und sein ausgeprägtes Strahlensystem deutlich.
Kurioses & Popkultur
- Der Krater Tycho spielte eine zentrale Rolle im Film „2001: Odyssee im Weltraum“, wo ein außerirdisches Monolithen-Artefakt im Krater entdeckt wird.
- Das Strahlensystem von Tycho war bereits im 17. Jahrhundert von Galileo Galilei beobachtet worden – allerdings konnte er die Ursache nicht erklären.
Fazit
Der Mondkrater Tycho ist einer der markantesten, jüngsten und geologisch wichtigsten Krater auf dem Mond. Er bietet wertvolle Einblicke in die Geschichte des Mondes und der Einschlagsprozesse im Sonnensystem. Sein auffälliges Strahlensystem macht ihn nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern auch visuell spektakulär – ein echtes Highlight für Astronomen, Forscher und Hobbybeobachter gleichermaßen.
Aufnahmedetails:
Aufnahmedatum: 20./21.04.2018
Kamera: Canon EOS 60 Da
Teleskop: Celestron SC 152/1500 NexStar 6 SE
Montierung: iOptron ZEQ 25 GT
Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors: ISO 2500
Belichtungszeit: 100 Einzelbilder mit je 90 Sek. (Gesamtbelichtung: 150 Min.)