30. Juli 2025

Mare Tranquillitatis, historische Gegend auf dem Mond

Das Meer der Ruhe (lateinisch Mare Tranquillitatis) ist eine der bekanntesten Ebenen auf dem Mond. Es wurde durch seine besondere Bedeutung in der Raumfahrtgeschichte weltberühmt: Hier landete am 20. Juli 1969 die Apollo-11-Mission der NASA, mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin an Bord. Das Mare Tranquillitatis ist jedoch nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch geologisch und astronomisch ein bemerkenswerter Ort auf dem Erdmond.

Geografische Lage und Merkmale

Das Meer der Ruhe liegt auf der erdzugewandten Seite des Mondes in einer Region, die ausgedehnte Basaltflächen aufweist. Es erstreckt sich ungefähr über eine Fläche von 873 000 km² und befindet sich in der Umgebung von 8° Nord und 31° Ost. Die Ausdehnung des Mare ist vergleichbar mit der Fläche von Deutschland und Österreich zusammen. Es ist eingebettet in ein komplexes System von kleineren Kratern, Höhenzügen und weiteren Mare-Gebieten, wie dem Mare Serenitatis im Nordwesten oder dem Mare Fecunditatis im Südosten.

Das Mare Tranquillitatis erscheint von der Erde aus als dunkle, weitläufige Fläche. Diese Dunkelheit rührt von der relativ jungen Basaltdecke her, die aus vulkanischen Aktivitäten in der frühen Mondgeschichte resultiert. Der Basalt ist reich an Eisen und Magnesium und reflektiert weniger Licht als die umliegenden Hochländer aus Anorthosit.

Geologische Entstehung

Das Meer der Ruhe ist – wie alle Mare auf dem Mond – kein „Meer“ im irdischen Sinne, sondern ein ausgedehntes Lavafeld. Es entstand durch Einschläge großer Asteroiden in der Frühzeit des Sonnensystems, vor etwa 3,9 Milliarden Jahren, in der Phase des „späten schweren Bombardements“. Diese Einschläge erzeugten große Impaktbecken in der Mondkruste. Später drang geschmolzenes Gestein aus dem Mondinneren an die Oberfläche und füllte diese Becken mit Lava, die erstarrte und die heute sichtbaren dunklen Flächen bildete.

Die vulkanische Aktivität war auf dem Mond nicht einheitlich. Im Mare Tranquillitatis wurden mehrere Schichten erkaltetem Basalt entdeckt, was auf wiederholte Ausbrüche in unterschiedlichen Zeitperioden hindeutet. Einige dieser Lavaströme sind bis zu zwei Milliarden Jahre alt – relativ jung im Vergleich zu anderen Regionen auf dem Mond.

Apollo 11 und historische Bedeutung

Das Mare Tranquillitatis erlangte weltweite Bekanntheit, als am 20. Juli 1969 die Landefähre „Eagle“ der Apollo-11-Mission dort aufsetzte. Neil Armstrong betrat um 02:56 UTC am 21. Juli als erster Mensch den Mond mit den berühmten Worten:
That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind.
Der genaue Landeort liegt bei etwa 0,67° Nord, 23,47° Ost. Die Stelle wurde später inoffiziell als Tranquility Base („Stützpunkt der Ruhe“) bezeichnet.

Die Auswahl des Landeplatzes war kein Zufall: Das Mare Tranquillitatis wurde aufgrund seiner relativ flachen, hindernisarmen Topografie gewählt. Außerdem war die Region bereits zuvor mit Raumsonden wie Ranger 8 (1965) und Surveyor 5 (1967) fotografisch und geologisch untersucht worden.

Die Proben, die Apollo 11 zur Erde zurückbrachte, zeigten, dass das Gebiet aus Basaltgestein mit hohem Gehalt an Ilmenit (Titan-Eisen-Oxid) besteht. Diese Erkenntnisse sind wichtig für das Verständnis der geologischen Entwicklung des Mondes.

Wissenschaftliche Bedeutung

Das Mare Tranquillitatis ist geologisch vielfältig. Neben den Basaltströmen gibt es zahlreiche kleinere Krater, Gräben (Rillen) und sogenannte Domstrukturen – sanfte Erhebungen vulkanischen Ursprungs. Einige davon deuten auf einstige Lavaeruptionen hin, die in geringer Tiefe stattfanden. Die chemische Zusammensetzung des Basalts unterscheidet sich zudem deutlich von anderen Mare-Gebieten, was darauf hinweist, dass das Magma aus unterschiedlichen Quellen stammt oder zu unterschiedlichen Zeiten entstanden ist.

Ein weiteres interessantes Merkmal ist das Vorkommen von Lichtreflexionsanomalien (Transiente Mondphänomene), die insbesondere in dieser Region immer wieder gemeldet wurden – gelegentlich mit spekulativen Theorien verbunden. Einige Wissenschaftler führen diese Erscheinungen auf austretendes Gas, elektrische Entladungen oder Meteoritenstaub zurück.

Bedeutung für künftige Missionen

Auch in der heutigen Mondforschung bleibt das Mare Tranquillitatis von Interesse. Es wird immer wieder als Referenzort für Vergleichsstudien genutzt, weil dort sowohl Daten vom Boden als auch von der Umlaufbahn (durch Satelliten) vorliegen. Zukünftige Missionen, auch solche der NASA (Artemis-Programm) oder internationaler Agenturen, könnten in der Nähe landen, um frühere Untersuchungen zu vertiefen oder neue Technologien zu testen.


Fazit:
Das Mare Tranquillitatis ist weit mehr als nur ein berühmter Ort der Raumfahrtgeschichte. Es repräsentiert einen faszinierenden geologischen Abschnitt der Mondentwicklung, bietet wichtige Einblicke in die vulkanische Vergangenheit des Erdtrabanten und dient bis heute als Schlüsselregion für wissenschaftliche Forschung. Seine stille Weite ist ein Symbol menschlicher Entdeckerfreude – und möglicherweise ein zukünftiger Standort für Mondstationen.

Aufnahmedetails:

Aufnahmedatum: 28.03.2015

Teleskop: Celestron SC 152/1500 NexStar 6 SE

Kamera: ZWO ASI 120 MC

Montierung: NexStar 6/8SE Montierung

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