30. Juli 2025

Der Oriongürtel mit NGC 2024 und IC 434

Der Oriongürtel ist eines der bekanntesten Sternenmuster am Himmel und Teil des markanten Sternbilds Orion, das vor allem im Winterhimmel der Nordhalbkugel dominiert. Er besteht aus drei nahezu in einer Linie angeordneten, hell leuchtenden Sternen – Alnitak, Alnilam und Mintaka. Diese drei Sterne sind nicht nur optisch auffällig, sondern auch physikalisch bemerkenswert: Es handelt sich um massereiche, heiße Sterne der Spektralklassen O und B, die sich mehrere Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt befinden. Ihre Strahlung ist so energiereich, dass sie nicht nur sichtbar beeindruckend wirken, sondern auch ihre kosmische Umgebung maßgeblich prägen.

Der östlichste Stern im Gürtel, Alnitak, spielt dabei eine besondere Rolle, denn in seiner unmittelbaren Umgebung befinden sich zwei der faszinierendsten und bekanntesten Nebel der Region: NGC 2024, auch Flammennebel genannt, und IC 434, die Heimat des berühmten Pferdekopfnebels.

NGC 2024, der Flammennebel, liegt nur etwa 1.400 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist ein Emissionsnebel, der sich durch intensive rötliche Leuchterscheinungen auszeichnet. Diese entstehen durch ionisierten Wasserstoff, der durch die ultraviolette Strahlung heißer Sterne, vor allem durch Alnitak, angeregt wird. Das Zentrum des Nebels enthält eine versteckte Ansammlung junger Sterne, die noch von dichten Staubschichten umhüllt sind und nur im Infrarotbereich sichtbar werden. Die dunklen, verzweigten Staubbänder, die sich wie Flammenzungen vor dem leuchtenden Gas abheben, geben dem Flammennebel sein charakteristisches Aussehen und machen ihn zu einem beliebten Objekt in der Astrofotografie.

Unmittelbar südlich von Alnitak erstreckt sich IC 434, eine großflächige, rötlich schimmernde Nebelregion, die ebenfalls von angeregtem Wasserstoffgas dominiert wird. Der Nebel zieht sich wie ein leuchtender Hintergrundschleier durch das Sternfeld und bildet die Bühne für eine der ikonischsten Strukturen des Nachthimmels: den Pferdekopfnebel. Diese markante, dunkle Silhouette, die sich deutlich vor dem leuchtenden Hintergrund abzeichnet, ist ein sogenannter Dunkelnebel. Sie besteht aus dichtem, kaltem interstellarem Staub, der das Licht des dahinterliegenden Emissionsnebels blockiert. Die Form des Nebels erinnert in ihrer Kontur an den Kopf eines Pferdes – eine zufällige, aber faszinierende Erscheinung, die zum Sinnbild der modernen Astrofotografie geworden ist.

Die gesamte Region um den Oriongürtel ist Teil des riesigen Orion-Molekülwolkenkomplexes, eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in unserer galaktischen Nachbarschaft. Die energiereiche Strahlung der Gürtelsterne formt, erhitzt und erodiert das interstellare Gas in ihrer Umgebung und löst dadurch neue Phasen der Sternbildung aus. Diese Wechselwirkung zwischen massereichen Sternen und ihren Gasnebeln ist ein zentraler Mechanismus in der galaktischen Evolution. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieser Prozess in den sich überlagernden Gas- und Staubstrukturen rund um Alnitak, wo neue Sterne geboren werden, während die sterbende Strahlung älterer Sterne ihre Umgebung in neue Formen zwingt.

Durch Beobachtungen in verschiedenen Wellenlängen – von sichtbarem Licht über Infrarot bis hin zu Radiowellen – konnten Astronomen detaillierte Einblicke in die komplexe Dynamik dieser Region gewinnen. Dabei wurde deutlich, dass viele der sichtbaren Nebelstrukturen nur ein kleiner Ausschnitt dessen sind, was in diesen tiefen kosmischen Wolken tatsächlich geschieht. Der Oriongürtel mit NGC 2024 und IC 434 ist damit weit mehr als ein schöner Anblick am Nachthimmel – er ist ein aktives astrophysikalisches Labor, in dem sich grundlegende Prozesse der Sternentstehung, Materieumwandlung und galaktischen Entwicklung abspielen.

Für Beobachter auf der Erde ist dieser Bereich des Himmels ein Tor in die tiefere Struktur der Milchstraße – ein sichtbares Symbol für die schöpferische Kraft des Universums. Der Oriongürtel mit dem Flammennebel und dem Pferdekopfnebel steht damit nicht nur für astronomische Schönheit, sondern auch für die zyklische Natur des Kosmos, in dem Sterne aus Gas geboren werden und selbst wiederum Gas und Staub formen – ein unendlicher Kreislauf aus Licht und Materie.


Aufnahmedetails:

Aufnahmedatum: 04.02.2018

Objektiv: Samyang 135mm f/2 ED UMC

Camera: Canon EOS 60 Da

Montierung: iOptron SkyTracker

Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors: ISO 2500

Belichtungszeit: 50 Einzelbilder mit je 120 Sek. (Gesamtbelichtung: 100 Min.)

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