
Nordamerika-Nebel
Der Nordamerika-Nebel, auch als NGC 7000 bekannt, ist eine markante Emissionsnebelregion im Sternbild Schwan (Cygnus), die aufgrund ihrer charakteristischen Form seit ihrer Entdeckung in der Astronomie große Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Struktur des Nebels erinnert bei entsprechender Betrachtung an die Umrisse des nordamerikanischen Kontinents, was ihm bereits im 19. Jahrhundert seinen heutigen Namen einbrachte. Besonders auffällig ist dabei die helle Region, die an die Ostküste Nordamerikas erinnert, sowie die sogenannte „Golf von Mexiko“-Einbuchtung, eine dunklere Zone, die von dichter interstellarer Materie abgeschattet wird.
Der Nordamerika-Nebel liegt in einer Entfernung von etwa 2.000 Lichtjahren von der Erde entfernt und ist Teil eines weit größeren Komplexes aus Gas- und Staubwolken, der sich durch den inneren Bereich des Orion-Spiralarms unserer Milchstraße zieht. Er gehört zur Cygnus-Wolke und liegt in unmittelbarer Nähe des Pelikannebels (IC 5070), von dem er durch eine dunkle, staubhaltige Zone getrennt ist. Beide Nebel sind physisch miteinander verbunden und stellen gemeinsam eine aktive Sternentstehungsregion dar, in der zahlreiche junge, heiße Sterne tief in den Gaswolken verborgen sind.
Was den Nordamerika-Nebel besonders faszinierend macht, ist seine enorme Ausdehnung. Auf Himmelsaufnahmen bedeckt er eine Fläche, die größer ist als die des Vollmonds, obwohl er mit bloßem Auge nur schwer erkennbar ist. Seine Leuchtkraft verdankt er der ionisierten Wasserstoffgasregion, die von den intensiven ultravioletten Strahlen junger, heißer O- und B-Sterne angeregt wird. Diese Sterne befinden sich jedoch größtenteils hinter dichter interstellarer Materie verborgen und sind im sichtbaren Licht kaum auszumachen. In den letzten Jahrzehnten gelang es jedoch durch Infrarot- und Radiobeobachtungen, einige dieser Sternentstehungsherde sowie massive Sterncluster in seinem Inneren nachzuweisen.
Der Nebel ist ein beliebtes Ziel für Amateur- und Profiastronomen gleichermaßen. In der Astrofotografie erfreut er sich großer Beliebtheit, da moderne Kameras und Filtertechniken die intensiven rötlichen Emissionen des Wasserstoffs eindrucksvoll zur Geltung bringen können. Besonders spektakulär ist das Zusammenspiel von hellen Emissionsgebieten und dunklen Staubstrukturen, die wie Schattenlinien durch den Nebel ziehen und ihn plastisch erscheinen lassen. Diese Staubbahnen, die mit bloßem Auge wie Lücken oder dunkle Einschnitte wirken, verbergen tatsächlich nur die dahinterliegenden Leuchtzonen, ähnlich wie eine Rauchwolke das Licht einer Lampe abschirmt.
In wissenschaftlicher Hinsicht ist der Nordamerika-Nebel ein Laboratorium für die Untersuchung der Frühphasen der Sternentwicklung. In ihm wurden zahlreiche sogenannte Herbig-Haro-Objekte identifiziert – Leuchtgebiete, die durch die Wechselwirkung von jungen Sternwinden mit dem umgebenden Gas entstehen. Ebenso konnten astronomische Instrumente wie das Spitzer-Weltraumteleskop und das James-Webb-Weltraumteleskop die Tiefen des Nebels durchdringen und dort zahlreiche Protosterne, Staubscheiben und Jets aufspüren, die Einblicke in die Prozesse der Sternbildung erlauben.
Der Nordamerika-Nebel bleibt bis heute ein Paradebeispiel für die Schönheit und Komplexität unserer galaktischen Nachbarschaft. Seine Form, seine Farben und seine tief im Inneren schlummernden astrophysikalischen Prozesse machen ihn zu einem Objekt, das nicht nur ästhetisch fasziniert, sondern auch wissenschaftlich von unschätzbarem Wert ist.
Allgemeine Informationen
- Name: Nordamerikanebel
- Katalogbezeichnung: NGC 7000
- Typ: Emissionsnebel (H-II-Region)
- Sternbild: Schwan (Cygnus)
- Entfernung zur Erde: ca. 2.000 Lichtjahre
- Größe am Himmel: etwa 120 x 100 Bogenminuten (größer als der Vollmond)
Erscheinung und Struktur
- Form: Ähnelt dem nordamerikanischen Kontinent (daher der Name)
- Farbgebung: Rötlich (durch H-Alpha-Emission von ionisiertem Wasserstoff)
- Struktur: Helle Gasregionen und dunkle Staubwolken (z. B. der „Golf von Mexiko“)
- Benachbarte Objekte: Pelikannebel (IC 5070), getrennt durch eine Dunkelwolke
Physikalische Eigenschaften
- Erzeugt durch: Ultraviolette Strahlung heißer, junger Sterne
- Materie: Ionisiertes Gas (v. a. Wasserstoff), Staub, Molekülwolken
- Sternentstehung: Aktive Geburtsregion für neue Sterne
- Besonderheiten: Enthält Herbig-Haro-Objekte und Protosterne
Beobachtung & Forschung
- Beobachtbar: In klaren, dunklen Nächten mit Teleskop und H-alpha-Filter
- Untersuchungsmethoden: Optische Astronomie, Infrarot, Radioteleskope
- Wissenschaftliches Interesse: Studium der Sternentstehung und Gasdynamik
- Erforscht durch: Spitzer-Weltraumteleskop, Herschel, James-Webb (seit 2022)
Bedeutung in der Astrofotografie
- Sehr beliebt bei Hobbyastronomen
- Gut fotografierbar mit Weitwinkel-Teleskopen oder Teleobjektiven
- Starke Kontraste zwischen Emission und Dunkelwolken
Pelikannebel
Der Pelikannebel, auch unter der Katalognummer IC 5070 bekannt, ist ein eindrucksvoller Emissionsnebel im Sternbild Schwan, der in direkter Nachbarschaft zum bekannteren Nordamerikanebel (NGC 7000) liegt. Beide Nebel sind durch eine dichte Dunkelwolke voneinander getrennt, gehören jedoch physikalisch zur gleichen riesigen Molekülwolke, die eine aktive Region der Sternentstehung darstellt. Der Pelikannebel verdankt seinen populären Namen der charakteristischen Form, die auf astronomischen Aufnahmen entfernt an den Kopf und Schnabel eines Pelikans erinnert.
Wie der benachbarte Nordamerikanebel liegt auch der Pelikannebel in etwa 2.000 Lichtjahren Entfernung zur Erde und erstreckt sich über ein ausgedehntes Gebiet am Himmel. Seine rot leuchtenden Zonen entstehen durch ionisierten Wasserstoff, der durch die energiereiche ultraviolette Strahlung junger, heißer Sterne zum Leuchten angeregt wird. Im Inneren des Nebels verbergen sich zahlreiche dieser massereichen Sterne, die durch ihren Strahlungsdruck und ihre Sternwinde die umgebenden Gas- und Staubstrukturen formen und neue Sternentstehung auslösen. Dieses komplexe Wechselspiel aus Verdichtung und Auflösung von Materie macht den Pelikannebel zu einem wertvollen Untersuchungsobjekt für die Astrophysik.
Charakteristisch für den Pelikannebel sind seine scharf abgegrenzten Ionisationsfronten, die auf Bildern oft als helle Kanten erscheinen und den Kontrast zu den dunkleren Staubzonen betonen. Diese Fronten markieren die Grenzen zwischen ionisierten und neutralen Bereichen des Gases. Dahinter, im Inneren der dichten Staubwolken, entstehen neue Sterne, deren Licht im sichtbaren Spektrum oft vollständig blockiert wird. Erst mit Infrarot- oder Radioteleskopen lassen sich diese verborgenen Prozesse beobachten, und dabei wurden in den letzten Jahren zahlreiche sogenannte Protosterne, Akkretionsscheiben und Jets entdeckt, die die frühe Phase der Sternentwicklung dokumentieren.
Die Umgebung des Pelikannebels ist geprägt von dynamischen Veränderungen. Durch die intensive Strahlung benachbarter O- und B-Sterne wird das interstellare Gas stetig aufgeheizt und in Bewegung versetzt. Dieser Prozess – bekannt als Strahlungsdruck – führt dazu, dass sich neue Strukturen bilden, etwa sogenannte „Globulen“, dichte, tropfenförmige Gaswolken, die als mögliche Keimzellen für zukünftige Sterne gelten. In manchen Fällen werden auch sogenannte Herbig-Haro-Objekte sichtbar – helle Leuchtknoten, die durch Ausstoßmaterial junger Sterne entstehen, wenn dieses auf das umgebende Medium trifft.
Der Pelikannebel ist nicht nur ein faszinierendes Objekt für die wissenschaftliche Forschung, sondern auch ein beliebtes Ziel in der Astrofotografie. Mit speziellen Filtern, insbesondere H-alpha-Filtern, lässt sich das Leuchten des ionisierten Wasserstoffs besonders kontrastreich darstellen. Durch den Wechsel aus leuchtenden Nebelgebieten und schattigen Staubzonen ergibt sich ein visuell eindrucksvolles und oft dramatisches Bild, das in Aufnahmen einen fast plastischen Charakter hat.
Zusammen mit dem Nordamerikanebel bildet der Pelikannebel einen der prominentesten und ausgedehntesten Nebelkomplexe am nördlichen Sommerhimmel. Seine Schönheit und wissenschaftliche Relevanz machen ihn zu einem Symbol für die Dynamik und Vielfalt unserer galaktischen Nachbarschaft. Er zeigt auf beeindruckende Weise, wie Sterne geboren werden, sich entwickeln und das interstellare Medium prägen – ein Prozess, der letztlich auch zur Entstehung von Planetensystemen und möglicherweise Leben führen kann.
Allgemeine Informationen
- Name: Pelikannebel
- Katalogbezeichnung: IC 5070
- Typ: Emissionsnebel (H-II-Region)
- Sternbild: Schwan (Cygnus)
- Entfernung zur Erde: ca. 2.000 Lichtjahre
- Größe am Himmel: etwa 60 x 50 Bogenminuten
Erscheinung und Struktur
- Aussehen: Ähnelt in Umrissen dem Kopf und Schnabel eines Pelikans
- Farbgebung: Rötlich durch H-Alpha-Emission von ionisiertem Wasserstoff
- Trennung vom Nordamerikanebel: Durch eine dunkle Staubwolke (Lynds Dark Nebulae)
- Teil eines größeren Komplexes: Gehört zur Cygnus-Molekülwolke
Physikalische Eigenschaften
- Entstehung des Leuchtens: Durch UV-Strahlung junger, heißer Sterne
- Material: Ionisiertes Gas (v. a. Wasserstoff), Staub und Molekülwolken
- Sternentstehung: Aktive Geburtsstätte für neue Sterne und Protosterne
- Besondere Strukturen: Ionisationsfronten, Globulen, Herbig-Haro-Objekte
Beobachtung & Forschung
- Beobachtbar: In klaren Nächten mit Fernglas oder Teleskop, besser mit H-alpha-Filter
- Untersuchungsmethoden: Infrarot-, Radio- und Optische Astronomie
- Erforscht mit: Spitzer Space Telescope, Herschel, James-Webb
- Forschungsschwerpunkte: Frühphasen der Sternentstehung, Gasdynamik, Sternwinde
Bedeutung für die Astrofotografie
- Sehr beliebt bei Astrofotografen
- Hoher Kontrast zwischen Nebel und Dunkelzonen
- Optimal sichtbar im Sommer auf der Nordhalbkugel
- Oft gemeinsam mit Nordamerikanebel fotografiert
Aufnahmedetails:
Aufnahmedatum: 18.10.2017
Objektiv: Samyang 135mm f/2 ED UMC
Kamera: Canon EOS 60 Da
Montierung: IOptron Skytracker
Filter: Astronomik CLS EOS Clip-Filter
Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors: ISO 4000
Belichtungszeit: 72 Einzelbilder mit je 120 Sek. (Gesamtbelichtung: 144 Min.)